Wie ich Künstlerin & Kreative wurde

Mein Weg in die künstlerisch-kreative Selbständigkeit

Als Kind wollte ich alles mögliche werden. Ranger oder Scout in afrikanischen Nationalparks, oder Tierpfleger, Krankenpfleger wie mein Vater, oder Bankkauffrau wie meine Mutter…
Doch meistens sollte es irgendwie kreativ und gestalterisch sein, oder mit Tieren und Natur zu tun haben. Aber eigentlich hatte ich ewig lang keine Ahnung was ich beruflich machen sollte. Was ich WOLLTE, war ab dem vielleicht 14. Lebensjahr klar, doch dieser Traum schien völlig aussichtslos. Ab da ging ein ziemlich kurvenreicher Ausweichparcours los, denn keine Alternative schien wirklich verlockend.
Hier erfährst du die Lebensstationen, die dazu geführt haben, dass ich eine freiberufliche Künstlerin und Kreative wurde.

 

    1. Vintage-Village
      Ich wuchs in den 70er Jahren in einem kleinen und sehr abgelegenen Dorf im Lahn-Dill-Kreis in Hessen auf, und verbrachte die Kindheit und Jugend direkt am Waldrand inmitten wunderschöner Natur. Malen, zeichnen, erfinden und designen mit allem was ich finden konnte – und Waldhäuschen bauen, Bäumeklettern, das Beobachten von Tieren, Pflanzen und Insekten, wandern, Entdeckungstouren, Lagerfeuer und viele andere Abenteuer  – machten meine Kindheit spannend.
      Die Erwachsenen aber waren noch vom Überlebensmodus des 2. Weltkriegs geprägt. Das bedeutete,
      Schule und Alltagstätigkeiten war damals an der Stelle wirklich puristisch, minimalistisch und vor allem: pragmatisch.
      Ich war überhaupt nicht einverstanden damit und hab mir außerhalb der Natur viel mehr Schönheit und Magie gewünscht.
    2. @home in magischen Welten
      Sobald ich lesen konnte und das erste Fantasybuch erlebte – Die unendliche Geschichte war’s – hatte ich meine Welt, das Zuhause meines Herzens gefunden. Fantasygeschichten haben meine Kreativität befeuert, gefüttert, befriedigt und mich über die unendlichen, öden Unterrichtsstunden gerettet. Neben dem Malen und Gestalten war das abtauchen in magische Wunderwelten meine Alternative zur fantasielosen, kratzigen, drögen Realität. Im Kopfkino liebte und litt ich mit, erlebte atemberaubende Abenteuer und magische Freundschaften. Ich haßte die Orks, liebte Elben und Drachen und ging zigmal durch Weltentore.
    3. Gestaltungsdrang und Eigensinn
      Die meisten Schulfächer und deren Themen fand ich uninteressant, ich machte daher lieber mein eigenes Ding: ich erfand Geschichten, zeichnete Comics, kritzelte, erfand Geheimschriften, um damit verschlüsselte chats mit meiner Freundin zu schreiben (mit Stift auf Papier) und wir schmiedeten Fluchtpläne zum Ausbruch aus dem langweiligen Alltag.
      Im Deutsch- und Kunstunterricht und konnte ich nicht widerstehen, die Aufgabenstellungen auszuschmücken und abzuwandeln und dehnte damit die Geduld der Lehrer_innen auf’s äußerste.
    4. Schöpfungsdrang im Vintage-Village der 80er
      Das ist keine gute Kombo im Land der vernünftigen Berufe und abgesicherten Lebensentwürfe. Die Berufswahl drohte so gegen 1987, und die Arbeitswelt schien eine Welt zu sein mit sehr vielen tristen, unkreativen und monotonen Tätigkeiten. Also hielt ich lieber noch bis zum Abitur durch. Ich erhoffte mir von diesem Aufschub, dass ich bis ich einen kreativen, künstlerischen Beruf finden würde, der mich nicht brotlos unter der Brücke enden lassen würde.
    5. Timewarp in die deutschen Provinz-Achziger:
      Damals war es kaum möglich, als 15jährige auf dem Land, ohne Auto, ohne Geld, wirklich fundierte, aktuelle Infos über Kreativberufe zu finden – denn Bibliotheken und Buchhandlungen waren nicht in Reichweite, und Internet, Google und Wikipedia gab es nicht.
      Die Kreativbranche war damals noch überschaubar und Kreativberufe spielten keine so große Rolle – auf dem Land zumindest. In meinem ländlichen Umfeld war in erster Linie Existenzsicherung, Hausbau, Landwirtschaft und oder die Arbeit und genug Essen auf dem Tisch wichtig. Klar war aus dieser Perspektive Kunst,  Grafik- und Kommunikationsdesign nichts als lächerliche Spielerei und mein Wunsch danach hatte kaum Überlebenschancen.
    6. Meine ganz persönliche Weltenwende
      Ein absoluter Augenöffner war es, in der 12. Klasse von der Gießener Künstlerin Hella Nohl in Kunst unterrichtet zu werden. Erstmals traf ich auf einen Menschen, für den kreatives Schaffen, Malen, Kunst, Kreativität und Ästhetik wichtig und normal waren und Bedeutung hatten.
      Damit änderte sich für mich alles. Hier erlebte ich, dass meine kreativen Ideen für wertvoll gehalten wurden, und erfuhr, ich eine künstlerische Begabung hatte.
      Ich fühlte mich nicht mehr ganz so falsch, und sogar sehr ermutigt, in dieser Richtung weiter zu gehen.
    7. Der Klassiker: Mach was vernünftiges!
      Noch ein Klassiker: Lern einen Kaufmännischen Beruf.
      Nach 13 quälenden Schuljahren erschien mir ein Studium überhaupt nicht mehr verlockend. Die Erfolgsaussichten in Kreativberufen waren nicht rosig, die   Aufnahmebedingungen und wenigen Studienplätze boten kaum Chancen.
      Kurz: ich entschied mich für die „Vernunft“, d.h. für beide Klassiker. Und merkte schnell: Kunst und Kreativität darf einfach nicht in meinem Leben fehlen.
    8. Kunst geht nur als schönes Hobby!?
      Der Brotjob zum leben und nebenher ein bischen malen –
      funktionierte nicht, genügte nicht, ich konnte es nicht nicht tun. Ich wollte viel mehr künstlerischen, kreativen Ausdruck in meinem Leben. Ich nahm an Sommerakademien & Kunstkursen teil, absolvierte ein Gastsemester im Fachbereich Kunst an der Uni Mainz, studierte 3 Semester Kunstpädagogik an der Uni Gießen und bewarb mich an mehreren staatlichen Kunsthochschulen, bekam aber keinen Studienplatz.
      Die Suche nach Alternativen führte mich im Jahr 2001 zum Studium an die Wiesbadener Freie Kunstschule (WfK).
    9. @home in der Kunst
      Grafikdesign war mein früherer Wunschberuf, aber eine gewisse Sturheit plus andere Wendungen im Leben hatten mich tatsächlich zur Kunst geführt.
      Ich liebe Kunstausstellungen & Kunstmuseen und fühlte mich im Kunststudium an der WfK endlich angekommen und zuhause. Hier studierte ich 4 Jahre lang freie Kunst und Malerei. Finanziert habe ich das in all den Jahren immer durch ‚Brotjobs‘ in Teilzeit – was recht kräftezehrend war. Daneben blieb für die Kunst (-studium) immer nur wenig Zeit und Energie.
    10. Ausbildungen zur Persönlichkeitstrainerin und Feuerlauftrainerin
      Mein Herz und meine Intuition führte mich zu diesen Ausbildungen, die prägend waren für alles kommende, und mir später halfen, eine Lebenskrise und Umbruchphase zu meistern. Als ich danach eine neue Vollzeit-Anstellung als Nachwuchsführungskraft annahm, führt diese mich letztlich doch in Burnout und Depression.
      Plötzlich zeigte mir Körper und Psyche, dass ich mein Leben, meine Glaubenssätze und Verhalten ändern MUSS. Körper und Psyche verlangten – erzwangen – also etwas, von dem mein Verstand fest überzeugt war, dass es unmöglich sei. Diese Lebenslektion war absolut prägend und wesentlich für meine nachfolgende Transformationsreise. Mehr dazu kommt demnächst in Teil 2
    11.  Hohes Wahrnehmungsvermögen happy im Homeoffice
      Die Suche nach den Ursachen für Burnout und Depression brachte eine bisher unerkannte ‚Hochsensibilität‘  – genauer: erhöhte Neurosensitivität – ans Licht. Ein hohes Wahrnehmungsvemögen als persönliche, aber noch unerforschte Funktionsweise bzw. Beschaffenheit muss heilsamerweise entschlüsselt werden, denn sie gehört zu unserer Natur und will – muss! – gelebt werden.
      Daher entwickelte ich Wege, wie ich ‚artgerecht‘  leben und arbeiten kann. Ich schloß nun doch noch eine Online-Weiterbildung in Grafikdesign ab und konnte so eine für 2013 (auf dem Land) noch fast revolutionäre Anstellung als Grafikerin im Homeoffice annehmen. Damit wurden viele Bedürfnisse meiner inneren Natur erfüllt und nach 22 Berufsjahren fühlte ich mich zum ersten mal im Leben richtig wohl in meiner Tätigkeit.
      So war ich nun ich Grafikerin und Künstlerin, aber für’s künstlerische Tun fehlte immer noch genug Kraft und Raum.
    12. Ohne Wandel wär’s langweilig
      Die Homeoffice-Tätigkeit war für etliche Jahre stimmig, doch das blieb leider nicht so, eine Veränderung wurde notwendig.
      Ich wollte nicht mehr länger akzeptieren, dass mein Gestaltungsdrang, und die Bedürfnisse nach Kunst, Freiheit, Selbstbestimmung, Kreativität, Schönheit und Harmonie auf der Strecke blieben. Ich hatte einfach keine Lust mehr, noch länger die Nichtpassung im Arbeitsumfeld auszuhalten. Die dauernde qualitative Unterforderung bei umfeldbedingter Überforderung war auf Dauer nicht mehr auszugleichen, wurde zu chronischem Stress, so dass ich mich ständig an der Grenze zur Depressivität befand oder knapp drüber. Eine wirklich radikale Veränderung meiner beruflichen Situation war also unausweichlich.
    13. Zusammen sind wir stärker
      In 2015 lernte ich meinen Mann kennen, er ist Künstler und Fotograf. Wir beschlossen es zu wagen, uns gemeinsam künstlerisch selbständig zu machen. So starteten wir „Creative Natures“ und hatten ab 2017 in Braunfels und Umgebung mehrere Ausstellungen und offene Atelier-Tage. Das schönste Erlebnis war unsere Teilnahme in 2019 in unserer Traumlocation bei „Kunst in Licher Scheunen„.
      Ein halbes Jahr später erreichte die Pandemie Deutschland und wir erlebten den ersten harten Lockdown – Creative Natures liegt seitdem im Dornröschenschlaf, denn wir fanden beide anderweitig Arbeit und mein Mann bleibt in seiner Vollzeitanstellung.
      Ich bleibe aus den in 11. genannten gesundheitlichen Gründen nicht in der Anstellung, sondern fahre mein künstlerisches Schaffen seit April wieder hoch und entwickle mein Angebot weiter – euch erwartet also noch etwas Neues!   – aber dazu später mehr in Teil 2.
    14. Heute
      Bin ich endlich wieder ganz und gar frei und selbständig.
      Jetzt kann ich Anforderungen, Form und Inhalt meines Berufes frei und selbstbestimmt balancieren und habe damit die Möglichkeit, alle Lebensbereiche gesund und artgerecht zu gestalten.
      Über etliche berufliche Umwege – jeder einzelne war  wertvoll, denn ich gewann substanzielle Fähigkeiten dadurch – bin ich letztlich da angekommen, wo ich im Alter von 14 schon hinwollte.
      Ich bin zutiefst dankbar für alle Unterstützung, Umstände und Fügungen, die mich hierher geführt haben.
Ein Bild entsteht im Maler-Atelier