Mehr als nur "Hochsensibel oder nicht Hochsensibel"

Neurosensitivität ist ein Spektrum

Mehr als nur „Hochsensibel oder nicht Hochsensibel“

 

Neurosensitivität ist ein Spektrum mit fließenden Übergängen.

Kraftvoll leben mit erhöhtem Wahrnehmungsvermögen (erhöhter Neurosensitivität) ist definitiv möglich und lernbar – ich spreche nicht nur aus eigener Erfahrung, sondern sehe es auch bei Coaching-Kollegen und überwiegend bei Menschen im Umfeld, die erfolgreich selbständig arbeiten.

Mittlerweile können vier Sensitivitätstypen festgestellt und unterschieden werden:
Die Geringe Sensitivität, Vulnerable Sensitivität, Generelle Sensitivität und Vantage-Sensitivität.
Was das bedeutet, erfährst du hier.

Fangen wir vorne an:

Definition Neurosensitivität

Die Definition des Entwicklungspsychologen Prof. Dr. Michael Pluess hat sich wissenschaftlich etabliert.
Diese definiert Neurosensitivität als
«die Fähigkeit, Umgebungsreize zu registrieren und zu verarbeiten».

Hochsensitivität bzw. erhöhte Neurosensitivität ist somit die erhöhte Fähigkeit,
Reize zu registrieren und zu verarbeiten.
Gemäß der Definition von Pluess basiert diese Wahrnehmungsfähigkeit
auf der (unterschiedlichen) Sensitivität des zentralen Nervensystems.
Im Alltag sind Sensitivitätsunterschiede gerade für feinfühlige Menschen überall offensichtlich.

Sensitivität ist ein normalverteiltes Kontinuum

Es gibt nicht nur „Sensitiv oder nicht Sensitiv“.
Neue Studien zeigen, dass Sensitivität ein normalverteiltes Kontinuum ist.
Dies ist wissenschaftlich anerkannt.
Das Kontinuum reicht von einer Minderheit die wenig sensitiv ist, über die mehrheitlich übliche Wahrnehmungsfähigkeit, bis zu einer Minderheit, die (stark) erhöht sensitiv ist.
Die erhöhte Neurosensitivität beginnt etwa im rechten Drittel der Glockenkurve.

Somit verfügt nur eine (hochsensitive) Minderheit der Bevölkerung über eine (stark) erhöhte «Fähigkeit, Umgebungsreize zu registrieren und zu verarbeiten»
(Pluess, 2015; zitiert in Greven et al., 2019: 288).
Dieser Umstand führt praktisch per Definition zur Schlussfolgerung, dass Reize existieren könnten, welche von der Mehrheit der Bevölkerung schlicht nicht registriert und verarbeitet werden können.

Deinen Sensitivitätstyp kennenlernen

Wie du mit deinem Sensibilitätstyp besser im Alltag leben, arbeiten, entspannen und genießen kannst, erfährst du in der Sensitivitätstyp-Beratung.

 

Dass Umgebungsreize existieren, die noch nicht allgemein anerkannt sind, ist sehr wahrscheinlich

Als fein wahrnehmender Mensch ist sehr vieles spürbar, was die Menschen im Umfeld oft nicht wahrnehmen.
Ein Beispiel hierfür sind Energien, die von Personen, Lebenwesen, Räumen, Dingen oder von der Natur ausgehen. Für feinfühlige Menschen sind sie real, von vielen anderen werden sie als esoterischer Quatsch abgetan.
Das Dilemma dabei ist, dass vieles was hochsensitive Menschen wahrnehmen und womit sie arbeiten, noch nicht meßbar ist.

Die logische Folgerung der existenten, aber noch nicht allgemein anerkannten Reize bestätigt daher gut, dass viele
– nicht alle – Wahrnehmungen, die man als sensitiver Mensch hat, durchaus wahr, real, echt, richtig und tatsächlich da sind. Auch bzw. gerade, wenn viele andere sie eben nicht wahrnehmen (bzw. häufig nicht wahrnehmen können!)
So oft führt das die feinfühligen Menschen zu Zweifeln an der eigenen Wahrnehmung, und manchmal auch an sich selbst als Person.

Die Art der Wahrnehmungsfähigkeit bestimmt nicht den Wert des Menschen.

Natürlich sind wir in unserer Wahrnehmung nicht alle einheitlich oder „amtlich geeicht“ .
Die Macht der weitverbreitetsten ‚Norm-Sensitivität‘ wirkt wie eine allgemeingültige Meßlatte. Durch sie scheinen Wahrnehmungen außerhalb der ‚Norm‘ fragwürdig. Diese allgemein verbreitete Sichtweise vermittelt sensitiven Menschen schon in Kita und Schule den Eindruck, mit ihnen stimme etwas nicht.

Aquarell "Keimzellen" .Von sandraegert.de

Aquarell "Keimzellen"

gerahmt, mit 1 cm Abstand über dem Untergrund schwebend aufgezogen,
im Objektrahmen aus Lindenholz.
Außenmaß 26 x 32 x 3 cm.

Aquarell "Keimzellen" .Von sandraegert.de

Aquarell "Keimzellen"

Das Bild passt zum Beitrag…

…denn sobald man sich tiefer mit der eigenen Beschaffenheit befasst, beginnt ein neues Verständnis zu keimen und zu wachsen. Die eigene Sensitivität immer besser erkennen und schulen, gleicht einem inneren Wachstumsprozess. Alles Leben beginnt mit dem Aufkeimen eines Samens oder lebendiger Zellen. Auch das Begreifen und Anwenden der eigenen Sensitivität erwächst aus kleinen, bewussten Veränderungen. Mit achtsamem Training entwickelt sie sich zu einer geschulten Gabe.

 

Wohlfühlen mit Gleichsinnigen

Was für ein stimmiges Erleben ist es, wenn zwei oder mehr Sensitive sich begegnen bzw. austauschen. Die enorme Erleichterung, weil man endlich „verstanden“ wird, weil man sofort die gleiche Wellenlänge empfindet, sich sehr schnell eine Verbundenheit spüren lässt und eben auch die Wahrnehmungen sich als irgendwie ähnlich gelagert zeigen.

„Die Kraft der Hochsensitiven wurde im alten Bewusstsein meist unterschätzt. Denn diese Kraft wurzelt primär im Metaphysischen. Und das Metaphysische können insbesondere Wenigsensitive, welche per Definition über eine verringerte Wahrnehmung verfügen, meist schlicht und einfach nicht bewusst wahrnehmen. Gleichwohl kreiert das Metaphysische essentielle Werte.“ (Wyrsch 2020: 12).

Kunst und ihre Art, wie sie etwas übermittelt, auch die Energien und Botschaften darin, gehören für mich dazu. Das ist ein Thema für sich, und damit später einen eigenen Blogbeitrag wert.

Weiter zu Teil 2: Welche Sensitivitätstypen gibt es und was bedeuten sie?