Hochsensibilität: Merkmale und Anzeichen

Phenomenon 2.17

Was Hochsensibilität bedeutet, welche Merkmale sie auszeichnen und an welchen Anzeichen du sie erkennen kannst, beschreibt dieser Journalbeitrag.

Was ist Hochsensibilität?

Hochsensibilität ist eine angeborene, besondere Art der Informationsverarbeitung im Gehirn, bei der erhöht neurosensitive Menschen externe wie interne Reize überdurchschnittlich gut wahrnehmen und tiefgründiger verarbeiten.

Dies können externe Reize wie z. B. Geräusche, Gerüche, Gefühle anderer usw. sein, wie auch interne Reize, z.B. Gefühle und Reize aus dem Körperinneren.

Hochsensibilität ist ein messbares neurobiologisches Phänomen, damit ein natürliches Persönlichkeitsmerkmal und keine Erkrankung oder Störung.

Etwa 15 bis 20 Prozent der Menschen sind hochsensibel.

Ist Hochsensitivität dasselbe?

Elaine N. Aron prägte in den 1990er Jahren den Begriff „Highly Sensitive Person“ (HSP) und das Konzept der Sensory Processing Sensitivity (SPS), d.h. der sensorischen Verarbeitungsempfindlichkeit. Darunter ist eine erhöhte Empfänglichkeit für sensorische und emotionale Reize zu verstehen, wie auch die tiefere Verarbeitung von Informationen.

Die Begriffe Hochsensibilität und Hochsensitivität gehen darauf zurück, sie werden umgangssprachlich synonym verwendet.

Was ist Neurosensitivität?

Dr. Michael Pluess, PhD, führte im Jahr 2015 den Begriff «Neuro­sensitivität», ein und bezeichnet damit allgemein die Reizverarbeitung des zentralen Nervensystems.
Seine Definition: „Hochsensitivität bzw. erhöhte Neurosensitivität ist die erhöhte Fähigkeit, Umgebungsreize zu registrieren und zu verarbeiten.

Bild zum Journalbeitrag "Hochsensibilität Merkmale und Anzeichen. Es zeit ein detailreiches Ki-Bild von ineinander verwobenen Pflanzen-und organischen Strukturen in Violett, Moosgrün und Goldfarbtönen.

Typische Merkmale und Auswirkungen

 

Feine Wahrnehmung und Empfindsamkeit
Feine Nuancen von zutiefst wohlig bis grell unangenehm werden sofort registriert. Z.B. Gerüche, Aromen, Klänge, Rhythmus, Lautstärke,  visuelle Eindrücke, ästhetisches Empfinden, taktile Wahrnehmungen wie Texturen u.v.m.
Feinste Veränderungen in der Körpersprache anderer werden bemerkt.

Kreativität:
Kunst, Musik oder Literatur können tief bewegen. Kreatives Schaffen und Schaffensdrang dienen als wichtiges Ventil für die vielfältigen Eindrücke.

Starke emotionale Reaktionen:
Freude, Traurigkeit oder Wut werden intensiver erlebt; Mitgefühl ist oft besonders ausgeprägt.

Erschöpfung durch Überstimulation:
Soziale Aktivitäten oder wuselige, laute Umgebungen überfordern häufig, danach ist eine Ruhephase erforderlich.

Empathie:
Stimmungslagen anderer Menschen, Tiere, Mitwesen werden intensiv mitgefühlt, egal ob real, virtuell oder imaginativ (in Literatur, Musik, Filmen etc).

Intuition:
Atmosphäre, Ausstrahlung, wahr oder unwahr, etwas wissen, ohne dessen Quelle zu erkennen; Ahnungen die sich später zutreffend erweisen;

Tiefe Reflexion:
Gedanken und Gefühle werden intensiv beleuchtet und hinterfragt.

Tiefes Nachdenken und Grübeln
Über Erlebtes und Zukünftiges wird gründlich nach- und vorausgedacht, mögliche Szenarien und Abläufe werden facettenreich gedanklich durchgespielt um vorbereitet zu sein.

Starke emotionale Reaktionen
Freude, Traurigkeit, Wut… alle Emotionen werden intensiver erlebt;
Einfühlung und Mitgefühl ist besonders ausgeprägt

Introversion und selektive Geselligkeit:
Viele feinfühlige Menschen haben einen ausgeprägten introvertierten Anteil. Parties und Volksfeste sind ihnen zu viel.
Geselligkeit mit anderen Hochsensiblen allerdings erleben sie als überaus wohltuend und energiespendend.

Detailreiches Ki-Bild von ineinander verwobenen Pflanzen-und organischen Strukturen in Violett, Lindgrün, Creme- und Goldfarbtönen.

Hohe Wahrnehmungsfähigkeit prägt die gesamte Person

Die besondere Reizverarbeitung hochsensibler Menschen ist in jeder Situation wirksam.
Sie ist immer da, hat keinen Feierabend oder Urlaub. Sie wirkt sich auf Körper, Gefühlsleben, Denken und ihre Art, mit dem Leben und Umfeld umzugehen aus.
Wenn hochsensible Menschen ihre inneren Ressourcen – z.B. Kreativität, Stimmigkeit, das Erleben und Genießen feiner Nuancen, Verbundenheit, positive Atmosphäre, achtsame Balance u.a.   – dauerhaft unterdrücken müssen, raubt das viel Kraft und macht unzufrieden. Das kann auf Dauer gesundheitsschädlich werden und in Burnout oder Depression führen.

Stimmigkeitsgefühl und Verbundenheit

Hochsensibilität kann Ausdruck einer tiefen, stabilen Form von Gesundheit sein. Voraussetzung dafür ist, Privat- und Berufsleben so weit wie möglich den eigenen Werten und sensitiven Bedürfnissen entsprechend einzurichten. Wenn das gelingt, können feinfühlige Menschen die Sonnenseiten ihrer Sensitivität erleben und vorteilhaft nutzen, psychische Widerstandskraft und Umsetzungskraft entfalten und den Alltag energievoll wuppen.

 

Mehr zum Thema:
Was bedeutet Verbundenheit (nicht nur) für Hochsensible

Facetten der erhöhten Neurosensitivität

Die Sensitivitätsforschung zeigt folgende Facetten der erhöhten Neurosensitivität:

  1. Erhöhtes Bewusstsein, messbar als erhöhte Aktivität der als Insula bezeichneten Hirnregion.
  2. Erhöhte Empathie aufgrund messbar aktiverer Spiegelneuronen.
  3. Tiefere Informationsverarbeitung, die sich in höherer Kreativität zeigt.
  4. Stärkere Anfälligkeit für Überstimulation, durch die hochsensitive Personen stressgefährdeter sind.

Unterschiedliche Sensitivitätstypen

Seit einigen Jahren etablieren sich vier unterschiedlichen Sensitivitätstypen:
Wenigsensitiv, Vulnerabel-Sensitiv, Generell-Sensitiv und Vantage-Sensitiv.
Diese Einordnung umfasst auch die beiden Spektren des Sensitivitätslevels und des Funktions- (oder Energie-) Levels. Für meine Coachings und Beratung sind sie sehr hilfreiche Konzepte. Die Sensitivitätstyp-Beratung und -Testung wirkt dabei wie ein Navi für die typgerechten Coaching-Tools.

Mehr zum Thema:
Neurosensitivität und die vier Sensitivitätstypen

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Bildnachweise: Sandra Egert, 2025